Solche Musikvideos gab es schon vor 20 Jahren. Wirklich neu ist das Konzept der female sex speech also nicht. Und das ist ja auch klar. Rap ist eine musikalische Kunstform. Hier geht es viel um Ausdruck, krasse Sprache, um Potenz oder Übertreibung. Sex hat sich dafür von Anfang perfekt geeignet. Und bis heute stellt Sexualität ein ideales Mittel für Rapper da, Überlegenheit auszudrücken.
Rapper jeden Geschlechts. Sexplizität ist Teil der Kunstform. Aber sie hat auch irgendwie dazu geführt, dass Diskurse um Sexismus oder Feminismus immer wieder auf dem Rücken von Rap ausgetragen werden. Und zudem sei Rap auch ein Genre, das von Schwarzen und Latinx-Menschen in den USA geprägt wurde, die sehr segregiert und marginalisiert leben.
Rap spreche eben eine Sprache, die in der Mehrheitsgesellschaft keinen Ausdruck findet — Sexualität gehöre auch dazu. Bevor wir also erstmal irgendjemanden im Rap für Sexualisierung oder Sexismus verurteilen, sollten wir vielleicht mal überlegen, warum so viele im Hip-Hop überhaupt diese Form des Ausdrucks wählen.
Als Sprachrohr für Missstände zum Beispiel, zur Aufklärung oder für gerade Schwarze Frauen — als Befreiung. Nicht nur von Sexismus, sondern auch von Rassismus. Und wenn zwei Rapperinnen jetzt Lust darauf haben, ihren feuchten Muschis einen Song zu widmen und halbnackt durchs Video zu rennen, dann sollen sie das verdammt nochmal tun.
Ist doch deren Ding, deren Song, deren Karriere! Immer, wenn es um Frauen und ihre Körper geht, stürzt die Decke ein, voller Meinungen. The future is female. Gizem Adiyaman ist Teil des DJ-Duos Hoemies aus Berlin, betreibt einen eigenen Podcast und macht Aufklärungsarbeit. Die negativen Reaktionen aber nicht. Sexplizite Lyrics und Schwarze Frauen, die sie interpretieren. Auch war das noch ein Aufregerthema. Aber warum eigentlich? Man denke mal an die 90er. An Missy Eliott, Hoes with Attitude, oder Lil Kim.
